FÜNF FRAGEN AN ELISABETH
Wenn sich Menschen ehrenamtlich engagieren, hört man oft: „Wir wollen etwas zurückgeben.“ Würdest du diesen Satz unterschreiben und aus welchen Erfahrungen schöpfst du diesen Willen, was zurückzugeben?
Schon als junges Mädchen hörte ich durch meine Eltern oft den Satz “Du bist gesegnet, du hast das Privileg die Bildung hier in Deutschland genießen zu dürfen”. Ich habe nie verstanden, warum ausgerechnet ich die Möglichkeit bekam, eine gute Bildung in Deutschland zu genießen. Viele Verwandte, die noch in der Demokratischen Republik Kongo leben, haben nicht das Privileg eine gute Bildung zu erwerben. Im Alter von 14 Jahren las ich bereits Bücher über die “Weiße Massai”, “Wüstenblume” etc.; Literatur, in der die Stellung der “Schwarzen Frau” aber auch die Beschneidung der jungen Mädchen in bestimmten Regionen der afrikanischen Gesellschaft deutlich aufzeigt wird. Bereits damals verspürte ich den Drang, mithilfe meines Privilegs, meiner Vision näherzukommen, den Kindern, die nicht in den Genuss der Bildung und Chancengleichheit kommen, Hoffnung zur Verbesserung ihrer Lebensperspektive zu geben.
Wie bist du zu Enfants avec Espoir e.V. gekommen?
Als junges Mädchen besaß ich bereits den Wunsch, (wie oben erwähnt) meinen Idealismus zu realisieren und mit Freunden, die eine gemeinsame Vorstellung besitzen, Hilfe in Form von Selbsthilfe zu gestalten. Dazu kam, dass mein Vater (Dr. D. Mukuna, ebenso Mitglied des Vereins) mir von einem bereits bestehenden Verein (Kinder in Not e.V.), in dem er Mitglied war, erzählte – und mir den Vorschlag machte, diesen als Grundstruktur zu übernehmen und mit Hilfe von Freunden umzustrukturieren. Und dieses Vorhaben setzte ich von meinem 30. Geburtstag an um. An jenem Tag war mein Ziel nicht nur mit meinen Freunden zu feiern; ich sah da auch die Chance, nach 30 Jahren, meinen Freunden ein Stück meiner Herkunft und meine Visionen mitzuteilen. Ich erntete viel positive Resonanz, womit ich zu Beginn nicht gerechnet hatte. Mit Adam D., André B. und Meltem B. hatte ich Freunde gefunden, die bereit waren, sowohl meine Visionen, als auch ihre eigenen Ideen zu kombinieren, um hieraus ein gemeinschaftliches Projekt zu entwickeln. Theresia B. und Véronique B. lernte ich über meinem Vater kennen. Beide unterstützten bereits im Vorfeld unser aktuelles Pilotprojekt aus eigenen Mitteln durch monatliche finanzielle Hilfe. So kamen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten zusammen, mit dem gemeinsamen Ziel, in Not geratenen Kindern und Jugendlichen Hoffnung durch nachhaltige Hilfe zu schenken.
Kannst du uns kurz deine Aufgaben im Verein umschreiben?
Als Vorsitzende habe ich die Ehre den Verein in seinen Interessen nach Außen zu vertreten und die gesamten organisatorischen Aufgaben zu leisten.
In der Organisation liegt auch die Herausforderung, Aufgaben zu delegieren und sich regelmäßig dem Überblick der verschiedenen Projekte zu widmen.
Welche Ziele verfolgst du mit Enfants avec Espoir e.V.?
Mein größtes Ziel ist die Stärken von in Not geratenen Kindern zu fördern und ihnen durch Bildung einen Weg in eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Daneben möchte ich meine beruflichen und privaten Kontakte nutzen, um den Kindern durch medizinische Aufklärung und adäquater Versorgung unmittelbare Hilfe bieten zu können.
Ich denke durch die verschiedenen Kenntnisse, Fähigkeiten und die Erfahrungen der einzelnen Mitglieder in dem Verein sind wir privilegierte Menschen durch die uns verfügbaren Ressourcen, wie Spenden und das Engagement, in der Lage unsere Visionen und Ziele umzusetzen.
Wo siehst du dich in 10 Jahren?
In 10 Jahren sehe ich mich weiterhin als aktives Mitglied im Verein. Im privaten sehe ich mich mit einer eigenen Familie, die mich emotional trägt und unterstützt. Ich habe meinen beruflichen Werdegang als Fachärztin der Inneren Medizin und der Zusatzbezeichnung in der Notfallmedizin komplettiert. Ich sehe, dass meine Vision Früchte trägt und wir als Team expandiert sind. Ich sehe, dass ich meine beruflichen Erfahrungen erweitert habe und in der Lage bin meine beruflichen Kenntnisse noch mehr einzubringen, z.B. durch Unterstützung eines Krankenhauses, durch die Organisation von Aufklärungskampagnen. Ich sehe, dass mehr Menschen in Deutschland und in Europa darauf aufmerksam werden und der Idee einer besseren und fairen Welt mit Chancengleichheit zustimmen.